Chronik

Die Gründung des Vereins

Das Jahr 1924, das unserem deutschen Volke noch harte Entbehrungen und Prüfungen der Nachkriegszeit und Inflation brachte, ist das Geburtsjahr des Turnverein Boos. Einige große Idealisten hatten es sich trotz beruflicher und familiärer Sorgen der damaligen Zeit zum Ziel gesetzt, zur Pflege des Sports in der Gemeinde eine Gemeinschaft zu bilden und diese als „Turnverein Boos 1924" aus der Taufe zu heben. Unbekümmert auf düstere Voraussagen anderer Zeitgenossen opferten sie Freizeit und persönliches Vermögen, um die Idee von Turnvater Jahn populär zu machen. Heute wissen wir, dass ihnen ihr Weitblick recht gegeben hat. Der Sport hat überall Zuspruch gefunden und aus der  kleinen Pflanze, die jene Männer 1924 gesetzt haben ist inzwischen ein Baum geworden.

TV Boos anlässlich eines Wanderlehrgangs 1926 in der Turnhalle Boos

Die Gründung fand im Fürst-Fugger'schen „Bräuhaus" statt, das auch als Vereinslokal gewählt wurde. Leider sind beim Zusammenbruch des 2. Weltkrieges die Niederschriften in Verlust gegangen, sodass nicht mehr allzu viel festzustellen ist. Es ist nur noch festzustellen, dass bei der Gründungsversammlung der Patenverein TV Pleß anwesend war.

Unter der Vereinsführung von Johann Fischer, dem Schriftführer und Kassier Jakob Dandl, Vorstand Anton Kronawitter und Turnwart Josef Bittel begann der Verein einen ungeahnten Aufschwung. Auf Grund verschiedener Aussagen konnten noch eine Anzahl Gründungsmitglieder ermittelt werden. Um aber keinen zu vergessen, verzichten wir auf die namentliche Benennung dieser Personen. Wir sind heute allen Idealisten gleich zu Dank verpflichtet.

Das erste Abturnen wurde bereits am 23. November 1924 abgehalten. Das Kassenbuch weist dafür die Einnahme von RM 101,60 aus. Aus dieser Einnahme kann ersehen werden, dass bei den damals niedrigen Eintrittspreisen die Einwohnerschaft ein großes Interesse am Turnsport zeigte. Die ersten

Anschaffungen waren ein Reck, Barren und Pferd. Etwas später kamen noch Kletterstangen und Ringe dazu. Auch wurde eine Fußballabteilung gegründet. Als Sportplatz stand einige Zeit das Gelände der heutigen Fa. Ehrmann zur Verfügung. 1926 erfolgte dann die Gründung einer Faustballabteilung.

1927 bildete sich aus den Reihen der Turner ein Spielmannszug, der am 24. Juli 1927 unter Musikmeister Anton Haller bei einem Waldturnfest in Boos erstmals an die Öffentlichkeit trat. 1928 erwuchs eine Handballmannschaft, die schon bald große Erfolge aufweisen konnte. Die Mannschaf spielte in Verbandsrunden mit dem TV Memmingen, TSV Neu Ulm, TV Weißenhorn, TSV Babenhausen, TV Illertissen und TV Obenhausen.

Ein Ehrenblatt in der Vereinsgeschichte nimmt das Jahr 1930 ein. In diesem Jahr weihte der Turnverein Boos seine erste Fahne. Die Fahnenweihe war damals mit einem Turnfest verbunden.

Im Zuge der nach 1933 in Deutschland verfolgten Politik musste der Turnbetrieb dafür seinen Tribut zollen, bis bei Kriegsbeginn der Vereinssport völlig zum Erliegen kam. Aus den Reihen der Vereinsmitglieder forderte der Krieg seine Opfer, die an anderer Stelle gesondert gewürdigt werden.

Neugründung des Vereins

Die Besetzungszeit nach dem Kriege ließ nur zögernd eine Vereinsneubelebung zu. Am 22. Februar 1948 aber begannen wieder unentwegte Turnfreunde unter der Initiative von Karl Fischer die Neugründung durchzuführen.

Neben der Turnabteilung wurde auch die Fußballabteilung wieder ins Leben gerufen. Als 1. Vorsitzender wurde Josef Bickel (am Bach), als Kassier und Schriftführer Adelbert Anwander und als Turnwart Karl Fischer gewählt.

57 neue Mitglieder konnten bei der Versammlung geworben werden. Die ersten Turnstunden wurden bei Turnwart Fischer im Garten und am Dachboden seines Hauses abgehalten. Es galt nun wieder die bereits vor dem Kriege im Bräuhaus Boos von Fürst Fugger zur Verfügung gestellte und von den damaligen Mitgliedern ausgebaute Turnhalle zu erhalten. Während des Krieges hatte diese Halle als Geräteschuppen gedient. Die Verhandlungen liefen nach längerer Zeit günstig und so konnte 1950 nach einigen Instandsetzungsarbeiten die Halle dein Verein wieder zur Verfügung gestellt werden. Hier sei in Dankbarkeit an das Haus Fugger gedacht, dass all die Jahre bis 1967 die Turnhalle dem Verein kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Dieses Entgegenkommen wurde bis heute dadurch belohnt, dass der Verein seit Gründung im Jahre 1924 sein Vereinslokal im Bräuhaus Boos beließ.

Seit dem Jahre 1948 beteiligte sich der Verein an Vielen Turnfesten und Meisterschaften in der näheren und auch weiteren Umgebung. So wurden alle Deutschen Turnfeste nach dem Kriege besucht. Im Jahre 1952 beteiligte sich der TV Boos als stärkster Landverein beim Bayerischen Landesturnfest in Augsburg. Es ist nicht möglich, alle Veranstaltungen aufzuführen, bei denen die Farben des Vereins vertreten wurden. Es waren weit über 100 Wettkämpfe. Der erfolgreichste Turner des Vereins muss jedoch hier genannt werden. Es ist das heutige Ehrenmitglied Karl Fischer. Er repräsentierte Viele Jahre den Verein. Ihm gelangen bei sportlichen Wettstreiten allein 138 Erste Siege. Im Jahre 1938 stellte er im Mittelgewicht einen deutschen Rekord im Steinstoßen mit 9,61 m auf. Karl Fischer war Deutscher Meister in dieser Disziplin, war 2 mal 2. Deutscher Meister im Mehrkampf-Rasen-Kraftsport. Viermal war er Bayerischer Meister im Steinstoßen, wurde Schwäbischer Meister im Zwölfkampf und gehörte der Gewichtheber Staffel an.

1951 errang er noch den 2. Platz seiner Altersklasse bei den Deutschen Meisterschaften im Steinstoßen. Bei den Deutschen Turnfesten 1953 in Hamburg, 1958 in München und 1973 in Stuttgart war er noch aktiv dabei. Wegen dieses hervorragenden Abschneidens und seiner großen Verdienste um den Turnverein Boos wurde er bereits 1954 zum Ehrenmitglied ernannt. In den Jahren von 1959 - 1961 schien es dann wieder, als ob für den Turnund Leichtathletiksport kein Interesse mehr vorhanden sei. Dies lag auch daran, dass es an den nötigen Übungsleitern fehlte. Einen neuen Aufschwung aber gab das Jahr 1962, als die Turnwarte Kurt Weiß und Hans Braumüller wieder mit den Übungsstunden begannen und eine große Zahl Jugendliche und Kinder um sich scharen konnten. 1963 gelang es dann auch wieder, eine weibliche Turnabteilung zu erstellen. Unter der Anleitung der Jugendturnwartin Ingrid Neunherz wurde es möglich, auch für die weibliche Jugend unserer Gemeinde eine Sportmöglichkeit zu schalten. Das 9. Jugendund Schülerturnfest 1964 in Boos brachte dann einen großen Aufschwung. Seit dieser Zeit besuchen ca. 180 Kinder und Jugendliche regelmäßig die Turnstunden. Ein bewährter Stab unter der Führung der Turnwartin Karin Klupatz und Turnwart Fackler Anton steht der Turnabteilung bis heute noch zur Verfügung.

Dieser Aufschwung brachte aber für den Verein viele Probleme mit sich. Vor allem war die bisherige Turnhalle viel zu klein und auch den Anforderungen nicht mehr gewachsen. Wohl bemühte sich der Verein schon seit einigen Jahren um den Bau einer Turnhalle, aber anderweitige Aufgaben der Gemeinde sorgten dafür, dass dieses Projekt noch zurückgestellt werden  musste. Im Laufe der Jahre folgten viele Besprechungen und schließlich war es 1966 soweit, dass der Gemeinderat beschloss, eine Turnhalle als ersten Bauabschnitt für die damals geplante Verbandsschule zu erstellen. Mit einer großen Veranstaltung wurde am 20. Mai 1967 die neue Turnhalle eingeweiht. Diese Halle steht seit dieser Zeit dem Verein an den Abenden kostenlos zur Verfügung. Hier sei nochmals den Gemeinderäten, die in all den Jahren immer aufgeschlossen dem Sport gegenüberstanden, für ihren Entschluss herzlichst gedankt. Von diesem Zeitpunkt an nahm der Verein einen neuerlichen Aufschwung Eine Damengymnastik-Abteilung unter Leitung von Frau Wally Anwander und der Übungsleiterin Frau Reindl mit ihrer Assistentin Frau Kimmel wurde gegründet. Heute zählt diese Abteilung allein über 100 Frauen. Nicht nur aus der Gemeinde Boos, sondern aus allen Nachbargemeinden erfreut sich gerade diese Abteilung großer Beliebtheit. Ein großer Teil dieses Verdienstes muss aber uneingeschränkt den vorgenannten Personen dieser Abteilung zugesprochen werden.

Die Vorstandschaft 1974

Seit dem Neubau der Turnhalle beteiligte sich der TV Boos immer als stärkster Verein bei den Jugend- und Schülerturnfesten. So erfreulich dieser Aufschwung für den Verein war, so brachte er auch viele Probleme der Übungsleiterbesetzung mit sich. Nur mit viel Idealismus der Einzelnen, die ihre Freizeit für die anderen opfern, konnte bisher in allen Abteilungen der Übungsbetrieb aufrechterhalten werden. An dieser Stelle sei einmal all denen gedankt, die sich in uneigennütziger Weise für den Verein und somit auch für das kulturelle Leben in der Gemeinde ohne jede Entschädigung zur Verfügung stellen. Es waren genügend geeignete Kräfte vorhanden, aber seien es berufliche Schwierigkeiten oder auch sonstige Ausreden, die Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit im Verein lässt auch bei uns zu wünschen übrig. Ein Trost nur, dass es auch in anderen Vereinen so aussieht. Erwähnt sei auch noch, dass seit 1966 eine Jedermann-Sportabteilung für männliche Teilnehmer besteht. Auch diese Abteilung erfreute sich großer Beliebtheit und trägt dazu bei, nach getaner Arbeit im gesellschaftlichen Kreis die Kameradschaft zu fördern.

 

Die Fußballabteilung erlebte auch nach Neugründung in den 50er Jahren ihren Aufschwung. Zwar spielte man anfangs mit wechselndem Erfolg, aber allmählich wurde diese Abteilung ein fester Bestandteil des Vereins.

1. Mannschaft Fußball 1974

Nicht zu vergessen ist hier auch der in den Jahren von 1952 bis 1956 tätige Jugendleiter Gordian Nägele, unter dessen Leitung die damalige Fußballjugend einen ungeheuren Aufschwung nahm. Bereits 1954 wurde eine Jugendmannschaft des TV Boos für besonders sportliches Verhalten mit einer Urkunde vom Bayerischen Fußballbund ausgezeichnet.

Auch die Fußballabteilung verstand es, mit versch. Pokalveranstaltungen zu werben. Es war immer ihr Ziel, neben den Wettspielen vor allem die Kameradschaft zu fördern. So mögen sich noch Viele der ehemaligen Spieler an die schönen Stunden, die gemeinsam verbracht wurde, heute noch erinnern. Ob es gemeinsame Ausflüge oder Kameradschaftsabende waren, man konnte sich in der Runde der Fußballer immer wohl fühlen. Für viele Jahre hatten aber die Mannschaften keine Umkleidekabine am Sportplatz. 1959 gelang es, das alte Sportheim (Holzhütte) von der Gemeinde zu erhalten. Bis dahin wurde es von einer nach dem Kriege ausgesiedelten Familie bewohnt. Nach vielen Stunden der Umbauarbeiten, die von freiwilligen Helfern geleistet wurden, konnte für damalige Verhältnisse ein Umkleide- und Jugendraum geschaffen werden. Dass dieses Heim aber bald den Anforderungen nicht mehr entsprach, ging schon allein daraus hervor, dass keine Waschgelegenheit für die Mannschaften vorhanden war. 1967 beschloss dann die damalige Vorstandschaft den Neubau eines Vereinsheimes. In Vielen Stunden der Vorplanung erstand ein Projekt, das sich kaum zu verwirklichen schien. Der damalige Bauausschuss, an der Spitze Notz Anton, beschloss im Januar 1968 in Verbindung mit dem Gesamtausschuss des Vereins das Sportheim zu bauen. Der damalige Vorsitzende Hans Braumüller legte im März 1968 den Grundstein. Danach wurde in über 6000 freiwilligen Arbeitsstunden von Vereinsmitgliedern ein Werk geschaffen, auf das der TV Boos stolz sein kann. Eine Spendenaktion in der Gemeinde brachte für den Verein einen vollen Erfolg. Hier zeigte sich auch, dass ein großer Teil der Bürgerschaft aufgeschlossen dem Verein gegenüber steht. Von der Gemeinde wurde das Bauholz zur Verfügung gestellt. Ein Zuschuss des Bayer. Landessportverbandes sowie ein langfristiges Darlehen trugen wesentlich dazu bei, das Projekt zu verwirklichen. Einzelheiten über den Bau hier zu beschreiben würde zu weit führen. Erwähnt werden muss aber auch noch die große Unterstützung der Firmen Bürzle, Dandl und Maier Max, ohne die es nur schwerlich gelungen wäre, das Werk zu vollenden. Das Sportheim wurde am 22. 6. 1969 feierlich eingeweiht. Ein großes Werk war vollendet, das ein Ruhmblatt in der Vereinsgeschichte darstellt.

Auch für die Jugend des Vereins wurde ein eigener Raum geschaffen. Dass sich dieser Raum bisher bestens bewährt hat, zeigten die Vielen Veranstaltungen, bei denen die Vereinsjugend den Raum benützen konnte. Das die Jugend und Schüler in der Fußballabteilung seit vielen Jahren eine der erfolgreichsten des Vereins ist, ist weit über unsere Grenzen hinaus bekannt. 1959 begann der damalige Fußball-Jugendleiter Josef Waibel mit dem Neuaufbau der Schülerelf. Schon bald zeigten sich Erfolge und so gelang es dieser Mannschaft auch 1964 zum 40-jährigen Bestehen des Vereins den Landratspokal zu erringen. 1964 war es auch, als der derzeitige Fußball-Jugendleiter Notz Anton in sein Amt eingeführt wurde. Neben mehreren Gruppenmeisterschaften wurde mit der Jugendmannschaft 1971 die Kreis- und Südschwäbische Pokalmeisterschaft errungen. Dieses Verdienst kam nur durch regelmäßiges Training und hervorragende Einstellung der Jugendlichen zustande.

Schülermannschaft 1972